Mittwoch, 22. Juli 2020

Tour Natur - Das Augustdorfer Dünenfeld

Dünen in der Heimat statt an der Nordsee...

Sonntagnachmittag. Die Luft steht, es ist schwül. Was macht man da? Jeder normale Mensch würde sich jetzt faul auf die Terrasse oder in den Garten legen, sich im Keller verkriechen oder hoffen, dass er oder sie einen der begehrten Plätze im Freibad abbekommt.

Wir dagegen gehen wandern. Wohin? Möglichst mit viel Schatten bitte. Keine zu lange Runde. Möglichst wenig Menschen und nicht zu weit weg. Die Lösung: Wir fahren nach Augustdorf und erkunden die Senne und das Augustdorfer Dünenfeld.

Dünen in der Senne? Die gibt es doch nur an der Nordsee. Das werden viele jetzt denken. Aber dem ist nicht so. In Augustdorf findet man das größte Binnendünenfeld in ganz Norddeutschland.

Wir sind den ausgeschilderten Dünenpfad gegangen. Dieser ist ca. 5 km lang und führte durch die Senne und das Dünenfeld.

Start ist normalerweise auf dem ausgewiesenen Wanderparkplatz in der Jugendwohnsiedlung Heidehaus im Dachsweg. Dieser ist aber dank der Corona-Pandemie gesperrt. Wir haben am Eingang zur Siedlung geparkt und laufen das Stückchen zu Fuß zum Startpunkt. Eine große Schautafel gibt einen Überblick über den Rundweg.



Von dort aus geht es auf unbefestigten Wegen immer durch die Senne. Schön im Schatten der Kiefern, die hier auf dem sandigen  Boden wachsen. Höhenmeter gibt es keine zu überwinden. Der Weg verläuft immer schön flach. Perfekt für einen entspannten Sonntagsspaziergang.

Auf mehreren Infostehlen kann man sich über die Dünen und die Senne informieren. Natur, Flora, Fauna, Geologie und die Senne als alte Kulturlandschaft sind die bestimmenden Themen.


Anders als bei anderen Wanderwegen gibt es keine Schilder als Weg-Kennzeichnung. Stattdessen weisen einem Steinaquarder den Weg, die an Kreuzungen und Abzweigungen stehen und durch Einkerbungen zeigen, wo es lang geht. (An den meisten Stellen konnten wir uns ganz gut orientieren. Aber an einigen Stellen hätten wir uns den einen oder anderen Stein mehr gewünscht. Auch sollten man sie teilweise wirklich mal wieder frei schneiden.)



Unterwegs kommt man auch an Weideflächen vorbei, auf denen noch heute Rinder und Pferde grasen und so die Wälder licht halten. So bleibt die alte Kulturlandschaft erhalten. Leider haben wir nicht das Glück eines der Tiere zu sehen.

Die Senne selbst ist auf ihre Art wunderschön. Die Wege sind fast durchgängig aus Sand und dadurch angenehm zu laufen. Dazu noch eine herrliche Ruhe. Wir begegnen kaum einem Menschen. Herrlich entspannend.






Am Wegesrand blühen Fingerhut, Johanniskraut und Jakobskreuzkraut.


Vorne das Johannis- hinten das Jakobskreuzkraut

 

Und ein kleines kulinarisches Highlight gibt es auch für uns. Durch den sandigen , sauren Boden wachsen am Wegesrand dichte Flächen mit Heidelbeersträuchern. Die Beeren sind reif und wir pflücken unsere mitgebrachte Dose voll. Das gibt leckeren Joghurt mit Heidelbeeren zuhause. 😋Entsprechend sehen nachher auch unsere Finger aus.😁





Zuletzt kommen wir kurz vor Ende des Weges an einer Aussichtsplattform in Form einer Dünen-Siluette vorbei. Der Ausblick ist für unser Empfinden leider ein wenig enttäuschend. Da hatten wir heute schon schönere Eindrücke.



Irgendwann kommen wir wieder in der Jugendsiedlung an und gelangen schließlich müde und durchgeschwitzt zurück zum Auto. Die schwüle Luft hat doch ein wenig an unserer Kondition gezerrt. Aber die Runde war trotz allem schön und durchaus empfehlenwert.

Wer jetzt auch Lust hat die Senne zu erkunden und die lippischen Dünen zu besuchen, der kann sich hier weiter informieren.


Hier meine Tour mit Komoot. Am Ende sind wir nicht mehr das Stückchen bis zum Startpunkt zurück gelaufen. Einfach dem Dachsweg folgen und ihr gelangt zurück zum Wanderparkplatz.



Freitag, 3. Juli 2020

Tour Natur - Im Reich der Süntelbuchen

Krumm, schief und mystisch schön...


An einem der letzten Wochenenden stand ein Ausflug auf dem Programm, den mein Freund und ich uns schon länger vorgenommen hatten. Es sollte keine lange Tour sein. Mein Freund hat das Knie kaputt und muss sich für den bevorstehenden Urlaub (so Corona will) schonen und ein bisschen die Füße still halten.

Also machten wir uns statt in den Harz auf den Weg nach Bad Nenndorf. Jetzt kommt natürlich die Frage, warum ausgerechnet nach Bad Nenndorf? Die Antwort: In Bad Nenndorf gibt es eine Allee aus Süntelbuchen. Ein Paradies für Naturliebhaber und -fotografen.

Süntelbuchen? Was ist das denn, werden sich viele jetzt fragen. Die Süntelbuche ist ein echtes Naturphänomen und eine Variante der Rotbuche. Im Gegensatz zu normalen Bäumen wächst sie nicht gerade, sondern zeigt Dreh- und Krüppelwuchs, ihre Äste bilden Schlaufen oder wachsen zum Boden, wo sie selbst Wurzeln schlagen. Aufgrund dieser Eigenschaften wird die Süntelbuche auch Hexen- oder Schlangenholz, manchmal auch Teufelsholz genannt.

Insgesamt neigen Süntel-Buchen nicht zum Wachstum in die Höhe, sondern eher zum Wachstum in die Breite. Dadurch bilden sich zelt- oder kuppelartige Kronen. Selten werden Süntelbuchen höher als 15m. Der Nachteil dieser Wuchsform ist allerdings, dass die Buchen in Kombination mit dem Drehwuchs dazu neigen auseinander zu brechen. Dadurch werden die Bäume leider auch nicht sehr alt. Die ältesten Süntelbuchen in der Allee in Bad Nenndorf ist max. 150 Jahre alt.

Der Name Teufels- oder Hexenholz stammt daher, dass der krüppelige, knotige und verworrene Wuchs den Menschen in früheren Zeiten unheimlich war. Zudem war das Holz durch diese Abnormität für die Menschen total unbrauchbar. Da musste dem Glauben der Menschen nach der Teufel seine Finger mit im Spiel haben.

Dies führte zeitweise auch fast zum Aussterben der Süntelbuchen. 1843 wurde der letzte größere Süntelbuchenwald im namensgebenden Gebirgszug Süntel gerodet. Die Bäume wurden gefällt und verbrannt um Platz für Huteflächen zu schaffen. Glücklicherweise war es damals schon in Mode besondere und schöne Bäume und Pflanzen in Parks und zoologischen Gärten zu pflanzen. Dies rettete der Süntelbuche das Leben. Besonders die Familie von Münchhausen trug zur Verbreitung der bei. Es wurde zur Tradition der ältesten Tochter eine Süntelbuche ins neue Zuhause mitzugeben. So verbreitete sich die Süntelbuche über fast ganz Europa. Heute existieren Exemplare in Frankreich, Dänemark und Schweden.

Wodurch die besondere Wuchsform der Süntelbuche entsteht ist bis heute nicht vollständig geklärt. Man geht von einer genetischen Mutation aus. Nicht aus jeder der Bucheckern, die im Herbst als Früchte vom Baum fallen, entsteht eine Süntelbuche. Dies liegt daran, dass die Süntelbuchen die Samen eines anderen Baumes zur Bestäubung brauchen. Oft erfolgt die Bestäubung durch Samen der normalen Rotbuche, wodurch nur etwa 30% der Bucheckern junge Süntelbuchen hervorbringen. Und ob eine der Jungbuchen wirklich "süntelt" zeigt sich auch erst nach 5 bis 10 Jahren. Aus diesem Grund erfolgt die gezielte Vermehrung aktuell hauptsächslich durch Pfropfen. Dabei wird ein Zweig einer Süntelbuche auf den Stamm einer normalen Rotbuche aufgesetzt und diese so veredelt. Eine Technik, die sehr stark im Obstanbau und bei der Rosenzucht eingesetzt wird.

Die Süntelbuchenallee in Bad Nenndorf wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom damaligen Brunnengärtner Carl Thron angelegt. Sie umfasst ca. 100 Bäume und ist ca. 500m lang. Sie wurde in den letzten Jahren renaturiert und ist das ganze Jahr kostenlos für die Besucher zugänglich.

Anstatt uns zu gruseln, waren wir sehr beeindruckt und fasziniert vom urtümlichen Wuchs der Bäume. Wir kamen uns vor wie in einem Zauberwald. Es machte riesigen Spaß aus immer anderen Perspektiven Fotos zu machen und es hätte mich fast nicht gewundert, wenn hinter einem der knottigen, krummen Stämme ein Troll oder eine Hexe hervorgeschaut hätte.

Hier nun ein paar Bilder dieser besonderen Bäume.







Wir können den Besuch der Allee für alle empfehlen, die wie wir ein Herz für die Natur haben und gerne auch einmal etwas kurioses sehen wollen. Auch einen Besuch der anderen Teile des Kurparks in Bad Nenndorf lohnt sich. Man kann wunderbar spazieren gehen und so einen schönen Nachmittag verbringen.