Am Samstag war es wieder soweit. Musical Time! 😆🎭🎶
Hier mal eine kurze Zusammenfassung der Story:
Ein junger Adliger rebelliert gegen das Establishment und kämpft gegen
das dunkle Vermächtnis der eigenen Familie: >>Robin Hood<< -
die beliebte Legende in einem völlig neuen Gewand. Dramatische und
bewegende Momente wechseln sich ab mit energiegeladenen Ensembleszenen,
wenn die gesellschaftlichen Verhältnisse im mittelalterlichen England
auf den Kopf gestellt werden. Als Robin von Loxley seinem eigenen Stand
den Rücken kehrt, findet er im Kampf um Gerechtigkeit die eigene innere
Freiheit und öffnet sich für die tiefe Liebe zu seiner Frau Marian …
In der rauhen Welt der geächteten bringt Robin Hood mit einer Bande aus
Gesetzlosen die herrschenden zur Verzweiflung und schenkt den Ärmsten
neue Hoffnung. Er scheint unbesiegbar zu sein. Da wird er in ein
schicksalhaftes Duell mit seinem skrupellosen Widersacher Guy von
Gisbourne gezwungen. Als er um die Liebe seines Lebens kämpft, wird er
von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt.
Ein Bühnenspektakel über Freiheit, Macht, und Liebe. Die Entstehung einer Legende. Die Geschichte von Robin Hood.
(Zitat von der Website der Hameln Tourismus)
Wer sich einen ersten visuellen Eindruck verschaffen will, hier mal ein Video mit ein paar Ausschnitten aus dem Stück.
Hier mein Review zur Produktion:
Das Stück war wieder ein Erlebnis. Mitreißende Musik, fesselnde Handlung und ganz viel Action auf der Bühne. Nach zwei verschobenen Premieren in Fulda endlich live on Stage. Was lange wärt wird endlich gut. Eine weitere tolle künstlerisch hochwertige Produktion. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet.
Was mich allerdings etwas
erschreckte war der sehr sehr düstere Grundton des gesamten Musicals. Dachte ich bisher "Die Päpstin" wäre sehr dunkel gewesen, setzt Robin Hood noch eine Schippe drauf. Ja ich weiß, dass das Mittelalter kein Friede, Freude, Eierkuchen und kein romantisiertes Gute-Laune-Event war. Und ja ich war vorgewarnt, dass dieser Robin Hood anders ist als das gängige Bild vom Strahlemann, der Reiche bestiehlt und Arme versorgt. Aber ein naturalistischer abgeschlagener Kinderkopf aus Gummi, versuchte Vergewaltigung auf offener Bühne und Posttraumatische Belastungsstörungen mit Alkoholmissbrauch und Alpträumen beim Titelhelden fand ich sehr, sehr verstörend und oft stellte sich mir die Frage, ob das so hatte sein müssen, oder ob das nicht auch anders gegangen wäre. Da habe ich mich stellenweise eher wie im Dungeon oder in einem Horrorfilm als im Musical gefühlt. Nichts für Menschen mit labiler Psyche und für Kinder erst recht nicht.
Eine willkommene Abwechslung und Lichtblicke gab es aber zum Glück auch und zwar in Form von lustigen Ensemblenummern wie "Lass alle Fünfe grade sein" oder "Wir haben die Kohle und der König nicht" und auch in einer sehr lustigen Darstellung eines Diebstahl im Königspalast inklusive hüpfender Goldsäcke. Und auch das klar von Chris de Burgh beeinflusste "Freiheit für Nottingham" hat echtes Ohrwurmpotential.
Das Ensemble war (wie erwartet) wieder spitze. Alle Rollen waren sehr gut besetzt. Ein oder zwei Charaktere wurden von den Zweitbesetzungen gespielt. Dies fiel aber überhaupt nicht auf. Nur wer sich vorher mit dem Stück und dem A-Cast beschäftigt hatte merkte etwas beim Blick auf die Cast-Liste. So fiel z.B. Andree Haedicke als Bruder Tuck aus und auch Friedrich Rau als Robin Hood machte eine verdiente Pause. Dies tat der Show aber keinen Abbruch.
Die Hauptdarsteller Sascha Kurth und Johanna Zett harmonierten sehr gut. Man merkte, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte.
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Sascha
Kurth als Robin von Locksley - verzweifelt, trotzig, verletzlich, dann
wieder durchsetzungsstark und fröhlich überschwänglich. Dazu die Wandlung vom selbstverliebten Ekelpaket zum charismatischen Sympathiträger. Er bot die ganze
Palette und das mit ganz viel Spielfreude und Tiefgang |
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Johanna
Zett als Marian - eine sehr selbstbewusste Dame, die schon früh weiß,
was sie möchte und ihre Meinung auch ganz deutlich vertritt. Dabei
scheut sie sich auch nicht den Männern auf die Füße zu treten. Sie ist
ein bisschen wie eine Schicksalsgöttin für Robin. Sehr gut und
gefühlvoll mit ganz viel Kraft gespielt |
Den von Ehrgeiz zerfressen Bösewicht spielte Thomas Hohler. Gänsehaut garantiert.
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Thomas
Hohler als Guy von Gisborne - von Klein auf vom Ehrgeiz zerfressen. Ein
sehr charismatischer Bösewicht. "Beim finalen "Ich oder Du" war
Gänsehaut garantiert |
Aber auch alle anderen Darsteller lieferten durchweg sehr gute Leistung ab.
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Merlin Fargel als König John - herrlich arrogant und leider auch sehr skrupellos |
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Sascha Laue als Bruder Tuck - bisher kannte ich ihn nur als Ensemble Darsteller. Als weinseeliger, gut gelaunter Mönch war er sehr gut. |
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Dennis
Henschel als Will Scarlett - Erst geächtet und entrechtet und
verzweifelt und dann schlagkräftiger bester Kumpel von Robin |
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Caroline Zins als Äbtissin - brutal und kompromisslos und leider auch sehr sehr nachtragend |
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Daniele
Nonnis als Little John im zweiten Akt und im ersten Akt als Vater von
Robin Hood. Im ersten Akt total widerliches Ekelpaket, im zweiten
lustiger Haudegen |
Das Bühnenbild bestand dieses Mal großenteils aus nackten Gitterwänden. Nach den Treppenelementen bei der Päpstin und dem Holzgerüst bei der Schatzinsel fand ich diese leider etwas nichtssagend und steril. Vielleicht ein bisschen zu modern für den historischen Stoff.
Bei
den Kostümen dominierte, passend zu meinem düsteren Eindruck die Farbe
Schwarz kombiniert mit viel Leder. Eine Ausnahme bildete King John in
seinem goldenen Glitzeroutfit. Vereinzelt kommt auch etwas Pelz zum
Einsatz Alles sehr minimalistisch. Es unterstreicht die Rollen ohne unnötig abzulenken. Ein besonderer Hingucker war das monströse schwarze Fellcape von Guy von Gisborne beim finalen "Ich oder Du".
Über die Technik kann ich dieses Mal nicht meckern. Alles war gut zu verstehen, nichts war übersteuert.
Alles in allem wirklich wieder eine gute Produktion. Aber ob ich sie mir im nächsten Jahr noch einmal anschauen werde steht noch in den Sternen. Mir war die Geschichte zu dunkel und stellenweise zu brutal. Aber das ist ja Geschmackssache.