Montag, 18. Oktober 2021

Stempelwandern im Harz - Zu Besuch bei Luchs, Rothirsch und Co (HWN 32)

Der erste größere Ausflug nach langer Zeit...

Nach langer Zeit bin ich endlich mal wieder im Harz unterwegs gewesen. Das erste Mal seit Papas Tod allein mit Mama. Wir mussten beide einfach mal raus und ich hatte Sehnsucht nach dem Harz und den Stempeln der Harzer Wandernadel. Mir fehlte schließlich nur noch ein Stempel für die erhoffte Goldene Wandernadel. 

Mama ist nicht gut zu Fuß und wir somit bei Ausflügen auf einen Rollstuhl angewiesen. Also erst mal recherchiert, welche Stempelstellen barrierefrei errreichbar sind. Da half mir vor allem die Facebookgruppe, in der ich Mitglied bin. Die konnten mir da gut weiter helfen. Schwarmintelligenz sei Dank. Die Auskünfte auf der Website der Harzer Wandernadel sind da deutlich ausbaufähig. 

Unsere Wahl fiel schließlich auf den Wildpark Christianental am Rande von Wernigerode. In Ruhe Tiere gucken und danach vielleicht noch in die Stadt oder ein Abstecher zum Baumkuchenhaus. So unser Plan.

Wir kamen einigermaßen pünktlich zuhause los und auch die Straßen waren soweit frei. Zur Navigation musste mal wieder Google Maps herhalten. Soweit so gut. Bis kurz vor Wernigerode verlief auch alles problemlos. Aber dann begannen die kleinen Pannen, die vor allem daraus bestanden, das wir mehrere Umwegen fahren mussten, weil uns Google Maps in Straßen abbiegen lassen wollte, an denen wir leider schon vorbei gefahren waren. Die Ansage zum Abbiegen kam mehrfach zu spät. Vielleicht lag es am Empfang, aber das Resultat war eine mittlere bis größere Irrfahrt quer durch Wernigerode, bis wir endlich den Wildpark erreicht hatten. Erste Nervenprobe für heute gemeistert.

Die zweite folgte gleich darauf. Die Parkplätze waren trotz durchwachsenem Wetter sehr gut ausgelastet, und als wir ankamen war alles belegt. Zwei Fahrten die Stichstraße hoch und runter und eine Überlegung irgendwo am Wegesrand zu parken später, hatten wir dann doch noch Glück und konnten einen der begehrten Parkplätze ergattern. Nervenprobe zwei bestanden. Rollstuhl ausgeklappt, Schiebehilfe montiert und ab ging es.

Der Wildpark war gut besucht. Die Wege in einem durchwachsenen, aber noch gut machbaren Zustand. Den Eintritt von nur (!!!) 1€ mussten wir in eine Vertrauenskasse, sprich Spendenbüchse an einem Gehege am Eingang zum Park bezahlen. Die komplette Anlage wird von einem Förderverein betrieben und unterhalten. Bleibt zu hoffen, dass es nicht zu viele Menschen gibt, die noch nicht mal bereit sind diesen geringen Betrag zu zahlen und sich so durchmogeln. 


Die Gehege sind bis auf ganz wenige Ausnahmen alle mit Rollstuhl bzw. Kinderwagen gut zu erreichen. Auf unserem Weg hoch konnten wir Rotwild, Fasane, Eulen und zahlreiche andere Tiere beobachten. Ich bin ja ein riesiger Fan von Eulen und anderen Greifvögeln. Deswegen hatten es mir die Schneeeulen und der Bartkauz besonders angetan. Aber auch der kapitale Rothirsch war echt toll anzuschauen.



Am Gasthaus Christianental angekommen machten wir erst einmal Mittag. Die Portionen waren gut und geschmacklich in Ordnung, aber der Wild-Braten hätte deutlich heißer sein können. Auf Anmerkung haben wir dann jeder ein warmes Getränk aufs Haus bekommen. Wenistens etwas. Ansonsten war das Gebäude schön anzusehen und im Innern sehr gemütlich. Nur dummerweise nicht barrierefrei. Schade eigentlich. Wir hätten bei dem eher kühlen Wetter gerne drinnen gesessen. Auch der Weg, der ohne Stufen auf die Terrasse führt, war ziemlich steil und könnte etwas besser befestigt sein. Ich war über die Brems- und Schiebehilfe an unserem Rollstuhl sehr dankbar. Sonst wäre ich mit Mama auch nicht bis auf die Terrasse gekommen. 

 

Unten am Gasthaus stand dann auch der Stempelkasten der Harzer Wandernadel (HWN32). Eben den Stempel ins Heft gedrück und dann konnte ich mir am Kiosk nebenan meine goldene Nadel holen. Als kleinen Bonus konnte ich mir sogar noch die Nadel als Wanderprinzessin kaufen. Das hat mich besonders gefreut.


Auf dem Weg zurück in Richtung Auto haben wir dann noch das sehr neugierige Sikawild kennen gelernt und sogar das Glück gehabt, einen Luchs aus nächster Nähe zu sehen. Echt beeindruckend. 




Zurück am Auto hieß es dann wieder Schiebehilfe abbauen, Rollstuhl zusammenklappen und alles im Auto verstauen. Was absolut nicht schön war, waren die Autofahrer, die allen Ernstes am Hupen waren, weil ihnen das alles zu langsam ging und sich von uns gestört fühlten, weil sie angeblich nicht an uns vorbei kamen. Dabei waren weniger wir das Problem, sondern eher das Auto, das wartete um unseren Parkplatz zu bekommen und dabei die Fahrbahn blockierte. Selbst wir hatten dadurch Probleme aus unserer Parklücke zu kommen. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. 

Eigentlich wollten wir nun den Tag in Wernigerode mit einem Kaffee und einem Stück Baumkuchen im Baumkuchenhaus abschließen. Aber leider auch nicht möglich. Stattdessen gab es die letzte Nervenprobe des Tages. Das Cafe war voll. Verständlich bei dem unbeständigen kühlen Wetter. Also blieb Mama im Auto und ich wollte eben schnell Baumkuchen zum Mitnehmen für Zuhause holen. So die Theorie. Aber wegen Corona gab es draßen einen Wartebereich mit Ampelregelung. Ein Bereich für die, die ins Cafe wollten und einen für den To-Go-Tresen. Ich war die einzige draußen und musste am Ende geschlossene 10min warten um dann am Tresen innerhalb von vielleicht 1,5 bis 2 min meinen Baumkuchen zu bekommen. Etwas unverständlich, warum ich dann so lange draußen im Kalten warten musste. Aber der Baumkuchen später zuhause war dafür sehr lecker.



 Die Rückfahrt verlief im Gegensatz zur Hinfahrt dann total problemlos und wir kamen ohne Umwege und Verfahren wieder gut Zuhause an. 

Alles in allem war es ein sehr schöner Tag. Das erste Mal alleine mit Mama unterwegs. Wir brauchen noch etwas Übung mit der Brems- und Schiebehilfe, aber dafür hat es schon ziemlich gut geklappt. Der Wildpark ist für Familien mit Kindern ein schönes und preiswertes Ausflugsziel. Wenn man zu zweit ist und die Buggys tragen kann sind auch alle Gehege gut zu erreichen. Mit Rollstuhl ist das schon etwas schwieriger. Aber auch wenn man so eingeschränkt ist, kann man viel sehen und erleben. 

Das Gasthaus ist leider nur eingeschränkt zu empfehlen. Das Essen ist in Ordnung, aber das Gebäude leider nicht barrierefrei. Also am besten im Sommer kommen, wenn man draußen auf der Terasse sitzen kann. 

Das Harzer Baumkuchenhaus ist optisch ziemlich cool, der Baumkuchen lecker, aber das lange Warten draußen war ziemlich nervig. Mal schauen, ob wir beim nächsten Besuch in Wernigerode wieder hier vorbei schauen.

Jetzt freuen wir uns erst mal über diesen schönen Mutter-Tochter-Tag und ich werde voll stolz meine beiden neuen Nadeln an meinen Hut machen. Mal schauen, wann es das nächste Mal wieder in den Harz geht.

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