Heimatgefühle - Das Meintetal und der Osterbergweg in Lügde
Frühling auf dem Osterbergweg
Was ist das beste Mittel gegen Lagerkoller und
zugleich noch gesund? Richtig, Bewegung an der frischen Luft! Das Wetter
passt, die Temperaturen sind angenehm mild. Ideale Wanderbedingungen.
Dank der Corona-Pandemie sind größere Ausflüge nicht angebracht. Also
mal schnell in den Wanderplaner für die nähere Umgebung geschaut.
Auswahl getroffen, Wanderschuhe geschnürt und los geht’s.
Es geht auf den Osterbergweg. Dieser startet sonst an der
Kilianskirche. Aber extra noch dorthin laufen, wo der Weg fast vor der
Haustür entlang führt und ich somit direkt von zuhause aus starten kann?
Ein wenig sinnfrei. Also starte ich nur wenige Meter von unserm Haus
entfernt am Heiligenhäuschen am Rambergsweg. Es ist eines von vier
erhaltenen Heiligenhäuschen in Lügde.
Der eigentliche Osterbergweg verläuft von hier aus über die
Emmerbrücke und dann durch den Emmerauenpark zur Kilianskirche. Ich
allerdings biege rechts in die Straße „Unter den Klippen“ ab und folge
dieser bis zur Feuerwehrwache. Hier biege ich in die „Ölwiese“ ein und
folge ab jetzt immer der Beschilderung mit dem Osterrad.
Auf der Straße ist alles wie leer gefegt. Nur einmal begegne ich
einem Mann, der seine Auffahrt von Unkraut befreit. Bis auf einen
Rasenmäher und einen Trecker hört man nur die Vögel zwitschern. In den
Vorgärten blühen die ersten Blumen. Eigentlich eine Bilderbuch-Idylle.
Aber das Leben, die Menschen fehlen. Ausgangsbeschränkung wegen Corona.
Am Ende der Straße wird diese zum Fußweg und ich betrete das
FFH-Gebiet Emmertal. Dieser Weg wird von den alten Lügdern auch
Zwetschenbrink genannt.
Links schlängelt sich der Eschenbach (in Lügde besser als Meintebach
bekannt) durch die Wiesen, gluckert fröhlich vor sich hin und glitzert
in der Sonne.
Die Zweige der Bäume zeigen zum Teil schon erstes Grün und wölben
sich wie ein Dach über den Weg. Am Wegesrand blühen Buschwindröschen,
Lungenkraut und vereinzelt erste Veilchen. Dazwischen fast schon ganze
Rasen von weißem und violettem Lärchensporn. Überall summt und brummt es.
Sogar einzelne Zitronenfalter flattern umher. Leider zu schnell für ein
Foto, schade.
Der Weg führt immer weiter bachauwärts. Bald schon kommt das alte
Kneipbecken in Sicht. Hier wurde, wahrscheinlich in den 70er Jahren, ein
kleiner Teil des Baches begradigt und zu einer Natur-Kneipanlage
umgebaut. Stufen aus Waschbetonplatten und ein Eisengeländer sind noch
vorhanden. Nur der wahrscheinlich auch einmal mit Betonplatten
ausgelegte Untergrund ist mittlerweile wieder einem natürlichen Bachbett
gewichen. Noch heute lädt die Stelle zu einem erfrischenden Fußbad ein.
Auch Hundebesitzer lassen ihre vierbeinigen Freunde hier gerne im
Wasser spielen.
Ich folge dem Weg immer weiter in einem munteren, leichten auf und
ab. Der Bach gluckert ein kleines Stückchen unterhalb. Hier auf dem Weg
ist jetzt doch einiges los. Immer wieder begegnen mir andere Wanderer
und Mountainbiker. Der Weg ist hier jetzt ziemlich schmal. Sich so unter
Einhaltung des Sicherheitsabstands zu begegnen und aneinander vorbei zu
kommen ist eigentlich eine ziemliche Herausforderung. Aber dank Sturm
Friederike ist am Hang auf der rechten Seite des Weges das Unterholz
ziemlich licht. Ausweichen ist somit kein Problem.
Der schmale Weg mündet auf eine befestigte Forststraße. Der
Beschilderung folgend wende ich mich nach links, überquere den Bach und
biege kurz darauf rechts in den Waldweg ein, der in Richtung „Sieben
Quellen“ führt. Schon durch die Bäume könnte ich es schon erahnen und
doch bin ich etwas erschrocken von dem Bild, das sich mir bietet. Der
ehemals dicht bewaldete Hang, den ich aus meiner Kindheit und Jugend
kenne, ist gerodet und schon von zahlreichen Neuanpflanzungen bedeckt.
Ich war wohl schon verdammt lange nicht mehr hier fällt mir auf…
Wenige hundert Meter weiter erreiche ich die „Sieben Quellen“. Ein
kleines Quellgebiet rechts, etwas unterhalb vom Weg, das sein Wasser in
den Meintebach einspeist. Früher ein gern genutztes Ziel für Wandertage
in der Grundschule, ist es heute total zugewachsen. Früher frei
zugänglich verdeckt heute ein dichter Ring aus eng gewachsen Fichten die
Sicht. Nur eine Schautafel zeigt, wie es hier mal ausgesehen hat.
Wieder ein paar hundert Meter wegaufwärts biege ich nach rechts vom
Weg ab und wechsle auf einen schmalen Pfad, der kaum zwischen den Bäumen
erkennbar ist. Auch hier grünt und blüht alles. Einfach herrlich!
Über einen kleinen Steg quere ich erneut den Meintebach, gelange
wieder auf eine befestigte Forststraße, folge dieser jetzt bachabwärts
und gelange so zu einer Kreuzung. Geradeaus ginge es auf dem schnellsten
und bequemsten Weg nach Lügde zurück. Nach rechts könnte ich nach ein
paar Metern wieder links abbiegen und den Zwetschenbrink auch wieder
zurück laufen.
Der Osterbergweg verläuft hier nach links. Kurzer Kampf mit dem
inneren Schweinehund, dann geht es weiter. Was folgt ist der einzige
anstrengende Teil der Tour. Der Aufstieg vom Meintetal hoch zum
Golfplatz. Gegenüber dem Aufstieg zum Mörth aus der letzten Woche
eigentlich ein Klacks, aber trotzdem anspruchsvoll genug. Das Herz
pumpt, die Luft wird ein wenig knapp, der Schweiß fließt. Jetzt sind die
ersten Insekten in der Luft plötzlich nicht mehr so toll. Ich wünsche
mir mehr als zwei Arme um die Fliegen zu verscheuchen.
Irgendwann ist der Aufstieg glücklicherweise geschafft und der
Golfplatz erreicht. Auch hier herrscht dank Corona gähnende Leere. Die
Natur freut es. Im sonst exakt und kurz gemähten Golfrasen zeigen sich
erste Blumen. Bienen und Hummeln sagen Danke.
Der Weg verläuft abwärts und führt am Berggasthof Kempenhof vorbei.
Normalerweise würde ich hier jetzt einkehren und vielleicht einen Tee
trinken und ein Stück Kuchen essen. Aber auch hier macht mir die
Corona-Pandemie einen dicken Strich durch die Rechnung. So bleibt mir
nur die tolle Aussicht auf Bad Pyrmont und das Konzert der Brüllaffen
aus dem Pyrmonter Tierpark, das zu mir herauf schallt.
Unterhalb vom Kempenhof biege ich rechts in einen kleinen Weg ab.
Links habe ich jetzt bis zum Wald am Osterberg das tolle Panorama
unseres Talkessels unter mir liegen. Dank des tollen Wetters ist die
Aussicht einfach genial.
Am Wald angekommen wende ich mich nach links und erreiche
schließlich den Osterberg mit dem Osterkreuz. In guten Zeiten startet
hier an Ostersonntag sonst der Osterräderlauf. Aber auch der ist
abgesagt. Ein Trostpflaster ist der tolle Blick auf Lügde, der fast bis
hoch auf die Ottensteiner Hochebene reicht. Dank der klaren Sicht wirkt
alles zum Greifen nah. Einfach malerisch.
Jetzt führt mich mein Weg nur noch den Berg hinunter am Schulzentrum
vorbei. Auch hier wieder die volle Ladung Frühling. Die Schlehenhecken
zeigen bereits erstes Grün und an mehreren Büschen kann man schon
Blütenkätzchen sehen. Alles steht im Saft und macht einfach gute Laune.
Ich bin wieder auf dem „Rambergsweg“. Unten angekommen habe ich meinen Ausgangspunkt, das Heiligenhäuschen erreicht.
Eine kleine Tour bei bestem Wetter. Durchschnaufen, Kopf frei bekommen. So gut und wichtig momentan. Genutzt so oft es geht.
Habt auch ihr Lust diese Tour zu laufen? Das Meintetal und die Wege
rund um den Osterberg sind zu jeder Jahreszeit wunderschön. Hier der
Link zu meiner Komoot-Tour:
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