Montag, 11. Juli 2022

Stempelwandern im Harz - Barrierefreies Stempeln für alle...

Ein echtes Herzensprojekt...

Schon länger trage ich eine Idee mit mir herum. Ich habe sie bisher nur so im Hinterkopf gehabt und nur so am Rand mal nebenbei weiter verfolgt. Ohne wirklichen Ehrgeiz und weitere konkrete Gedanken. Aber der plötzliche Tod meiner Mama hat mich mit voller Wucht getroffen und zum Um- und Nachdenken gebracht. 

Meine Mama war die letzten Jahre bei Unternehmungen auf einen Rollstuhl angewiesen. Ihre Krankheiten und das Alter hatten dafür gesorgt, dass sie nicht mehr gut zu Fuß war und nur noch kurze Strecken mit einem Rollator gehen konnte. Längere Strecken gingen nicht mehr. Wir haben sie im Rollstuhl geschoben. 

Trotz allem wollten wir mit ihr (vor allem nach Papas Tod im letzten Jahr) Unternehmungen machen und eine schöne Zeit verbringen. Deswegen mussten diese Unternehmungen auch barrierefrei oder zumindest barrierearm sein. Rollstuhltauglich haben wir immer gesagt. 

Seit 2018 bin ich im Stempelfieber. Ich liebe den Harz und die Harzer Wandernadel. Oft habe ich meinen Eltern davon erzählt und ihnen Fotos gezeigt. Im Oktober letztes Jahr habe ich mit Mama dann einen Mutter-Tochter Ausflug nach Wernigerode in den Tierpark Christianental gemacht. Ich habe hier auch davon berichtet. 

Vor diesem Ausflug habe ich lange nach schönen Ausflugsmöglichkeiten mit Stempelstellen gesucht, die rollstuhltauglich sind. Dabei musste ich mich echt anstrengen, denn die Angaben auf der Seite der Harzer Wandernadel sind da leider sehr, sehr spärlich. Zum Glück bekam ich auch ein bisschen Hilfe aus der Facebookgruppe, der ich mich angeschlossen habe. Schwarmintelligenz sei dank.

Nach dem sehr schönen Ausflug mit Mama kam mir dann eine Idee: Warum nicht eine Karte oder Tabelle erstellen, in der verzeichnet ist, wie rollstuhlfreundlich die einzelnen Stempelstellen und der Weg zu ihnen hin sind. Sicher auch interessant für Eltern mit Kinderwagen, da dort ja ähnliche Vorraussetzungen gegeben sind. Aber wie gesagt: Die Idee verschwand fürs erste in meinem Hinterkopf. Andere Sachen waren erst mal wichtiger und dringender. 

Jetzt nach Mamas Tod kam dieses Projekt wieder sehr präsent in mein Bewusstsein. Warum damit länger warten. Alles kann so schnell vorbei sein. Das habe ich jetzt erst wieder schmerzlich gemerkt. Ich möchte jetzt handeln und anderen helfen, die vielleicht in einer ähnlichen Lage sind, wie ich es mit Mama war. Die vielleicht Oma, Opa oder einen Freund mit auf Stempeltour nehmen möchten, der oder die im Rollstuhl sitzt. 

Ich habe mir nun folgendes überlegt:
  • die Stempelstellen werden nach dem Ampelsystem gekennzeichnet
    • grün - Stempelstelle barrierefrei erreichbar, Umgebung ebenso
    • gelb - Stempelstelle eingeschränkt barrierefrei bis barrierearm, meist für Kinderwagen noch geeignet, aber nicht für Rollstühle
    • rot - Weg zur Stempelstelle bzw. die Stempelstelle selbst werder für Rollstuhl noch für Kinderwagen geeignet
  • meine Erfahrungen und Ergebnisse werde ich einer Google-Karte (hier zu finden) und einer schriftlichen Übersicht hier auf meinem Blog veröffentlichen (die Seite findet ihr oben im Hauptmenü)

Natürlich bin ich nicht 100% objektiv. Ich gehe immer von mir und meinen Erfahrungen in Sachen Ausflügen mit Rollstuhl aus. Wir hatten einen einfachen Falt-Rollstuhl und eine unterbaubare elektrische Brems- und Schiebehilfe

Hier Bilder. Meine Erfahrungen damit nehme ich als Grundlage.

Der Rollstuhl ohne Schiebehilfe

Die Schiebehilfe

Rollstuhl mit montierter Schiebehilfe


Meine Bewertungskriterein die ich bei der Berwertung als Grundlage sehe sind wie folgt:

  • Wie ist die Wegbeschaffenheit auf dem Weg zum Stempel hin?
    • Untergrund, Schlaglöcher, Unebenheiten usw.
  •  Gibt es unterwegs starke Steigungen oder starkes Gefälle?
    • Bei beidem braucht man beim Rollstuhl Unterstützung beim Schieben und Bremsen mit zusätzlicher Manpower oder einer elektrischen Unterstützung
  •  Gibt es unterwegs Treppen, die nicht umgangen werden können?
    • no go mit Rollstuhl aber zu zweit mit leichtem Kinderwagen eingeschränkt passierbar
  • Die Länge des Weges zum Kasten ist eher ein Randkriterium. Mit Unterstützung sind ja auch längere Strecken möglich. Immer in Abhängigkeit von der Fitness der schiebenden Person
  • Wenn der Kasten an Gaststätten steht schaue ich mir immer auch die Gaststätte selbst an
    •  Ist die Gaststätte selbst barrierefrei?
    •  Wie ist der Zugang zur Gaststätte?
    •  Gibt es im Inneren viele Treppen?
    • Sind die Toiletten barrierefrei zu erreichen? Gibt es vielleicht sogar eine Behindertentoilette?
    • Gibt es ausgewiesene Behindertenparkplätze? 
Dies sind mit Sicherheit noch nicht alle wichtigen und relevanten Punkte. Bestimmt fallen mir im Laufe der Zeit noch weitere Kriterien ein. Ich werde sie dann ergänzen bzw. verfeinern.
 
Und was ganz wichtig ist: Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es kann durchaus auch andere Wege zur Stempelstelle geben, die vielleicht einfacher und barrierefreier bzw. barrierearmer sind. Wer einen kennt, bitte melden. Ich bin für jede Hilfe dankbar. Und vor allem: Ich übernehme keine Haftung für meine Angaben. Sie sollen nur eine erste Übersicht geben. Jeder ist für sich und alle, die mit dabei sind selbst verantwortlich. Wie gesagt: Ich bin nicht objektiv und was für mich machbar ist, ist für andere vielleicht nicht möglich und umgekehrt. 

Natürlich wird es eine Zeit dauern, bis ich Wanderkaiserin bin und alle Stempelstellen besucht habe. Zwar habe ich jetzt mehr Zeit und Gelegenheit um in den Harz zu fahren, aber es sind immer noch 2 - 2,5 Std. Fahrt und das Benzin wird auch nicht billiger. Und ich möchte auch alles in Ruhe angehen und nichts übers Knie brechen. Alles soll doch irgendwie Hand und Fuß haben. Und das brauch nun einmal seine Zeit.
 
Jetzt schaue ich erst mal in den September. Am Wochenende habe ich eine Woche Auszeit im Harz gebucht. Es geht nach Claustal Zellerfeld und zum Wandermarathon in Hahnenklee. Ich freue mich drauf und hoffe, dass nichts dazwischen kommt.

Ich widme meiner Mama dieses Projekt und all die Arbeit, die ich hineinstecken werde. Vielleicht sieht sie mich von irgendwo und lächelt, wenn ich versuche, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

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