Dienstag, 28. April 2020

Historisch unterwegs - Die Bier- und Fachwerkstadt Einbeck

Zu Besuch in der Heimat des Bockbieres


Sonntag ist Ausflugszeit. Das hat sich in den letzten Wochen so als eine Art Ritual bei uns etabliert. Auch wenn es nicht weit weg geht. Hauptsache raus und auf andere Gedanken kommen.

Dieses Mal haben wir uns die Bier- und Fachwerkstadt Einbeck angeschaut.

Unsere Route führt uns über Holzminden und Stadtoldendorf in die Stadt des Bockbieres. Wir parken zentral und los geht's zu Fuß in die Innenstadt.

Die Altstadt von Einbeck ist toll. Schmale Gassen, die von bunt verzierten Fachwerkhäusern gesäumt sind, prägen das Stadtbild. Wir als Liebhaber dieses Baustils kommen voll auf unsere Kosten.













Besonders das Eickersche Haus am Eingang zur Altstadt in der Marktstraße gefällt uns besonders gut. Es ist mit über 200 figürlichen Schnitzereien verziert. So viel gibt es da zu entdecken. Hier mal ein paar Beispiele:




Die Tugenden

Caritas - Liebe

Prudentia - Weisheit

Justitia - Gerechtigkeit


Die Musen

Caliope - Muse der epischen Dichtung

Euterpe - Muse der Lyrik

Clio - Muse der Geschichtsschreibung


Christus und die Evangelisten




Dies sind wirklich nur ein paar Auszüge. Dazu kommen noch viele andere Motive aus der Aufklärung, dem Christen- und Altertum, sowie weitere Schnitzereien und Schmuckelemente. Man könnte fast schon ein eigenes Buch nur über die vielen Figuren schreiben, die an der Fassade des Hauses zu sehen sind.

Das Eickersche Haus selbst stammt aus der Spätrenaissance. Seit 2001 gilt es als Baudenkmal von besonderer kultureller und nationaler Bedeutung. Kaum zu glauben, dass es vor einigen Jahren total verfallen war und einzustürzen drohte. Zum Glück hat sich eine Bürgerstiftung gegründet, die sich für den Erhalt einsetzte und noch immer Besitzer des Hauses ist. Heute findet man hier die Tourist-Information, die wegen der Corona-Pandemie leider geschlossen hat.

Auf dem Marktplatz fällt uns besonders das historische Rathaus mit den drei Türmchen, sowie die Jacobi-Kirche ins Auge. Davor lädt der Til Eulenspiegel-Brunnen zum Verweilen ein.





Ein weiterer Blickfang ist das Brodhaus. Früher war es das Zunfthaus der Bäckergilde. Heute findet man hier (laut Schild am Gebäude)  die älteste Gastwirtschaft Niedersachsens. (Leider auch wegen der Corona-Pandemie geschlossen.)



Beim Bummel durch die Altstadt kommen wir nicht hinterher mit dem Gucken. Überall gibt es was zu entdecken. Schon jetzt ist klar: Wir kommen wieder. Unmöglich heute alles zu erkunden.

Zuletzt machen wir noch einen Abstecher zur Einbecker Brauhaus AG, der Heimat des Bockbieres. Einbeck ohne Bockbier passt irgendwie nicht. Es gehört einfach zu Einbeck wie die Osterräder zu Lügde. Natürlich stehen wir vor verschlossener Tür. Ist ja schließlich Sonntag.

Warum gilt Einbeck als Wiege des Bockbieres? Und warum heißt das Bockbier Bockbier?
 Die Stadt Einbeck erhielt im Mittelalter zusammen mit dem Stadt- auch das Braurecht. Das in der Stadt gebraute Bier entwickelte sich, auch dank der Mitgliedschaft in der Hanse, schnell zu einem Exportschlager. Um die Haltbarkeit zu gewährleisten wurde es mit einer sehr hohen Stammwürze (einem hohen Gehalt an vergärbarem Zucker) eingebraut und enthielt dadurch nach der Gärung auch besonders viel Alkohol. Ursprünglich wurde es  "Ainpöckisch Bier" genannt. Schon Martin Luther wusste das gute Einbecker Bier zu schätzen.

Ein Braumeister aus Einbeck wurde schließlich nach Bayern an den Hof der Wittelbacher abgeworben. Die Herzöge wollten ihr eigenes Bier brauen, statt es teuer aus Einbeck zu importieren. Im Bayrischen Dialekt wurde irgendwann aus dem "Ainpöckisch" "Oanpack". Draus entwickelte sich die Bezeichnung "Bockbier". Wie stolz die Einbecker auf ihr Bier sind ist natürlich überall in der Stadt ersichtlich.




Entspannt fahren wir schließlich wieder nach Hause. Es war ein sehr schöner Tag mit vielen interessanten Eindrücken. Die Stadt wirkte durch das Kontaktverbot und die geschlossene Gastronomie seltsam verlassen. Aber es hatte auch was für sich, dass man sich alles in Ruhe ansehen konnte. So, oder so können wir einen Besuch nur empfehlen.




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