Donnerstag, 11. Mai 2023

Rostock 2023 - Die verbotene Halbinsel Wustrow, Kühlungsborn, die Bäderbahn Molli und der Geisterwald bei Nienhagen

Ein Tag Entschleunigung...

Der letzte volle Tag in und um Rostock stand dann unter dem Motto „Historisch und/oder kurios“.

Mit dem Tagesprogramm sind wir dieses Mal ein Stück von Rostock entfernt in Rerik gestartet. Der Ort ist eines der kleineren Ostseebäder und liegt am Salzhaff, einer Art Lagune, die nur über eine Art Kanal mit der Ostsee verbunden ist. Der Name Salzhaff geht zurück auf den Salzgehalt des Haffs der bedingt durch den geringen Zustrom an Süßwasser ein wenig höher als in der direkten Ostsee liegt.

Das Salzhaff wird bei Rerik von der Halbinsel Wustrow begrenzt. Und diese Halbinsel hat eine etwas dunkle Vergangenheit. Früher landwirtschaftlich genutzt, wurde die Halbinsel im II. Weltkrieg vom deutschen Reich gekauft. Dort wurde dann die größte Flakartillerie-Schule des Reiches mit Kasernen, Wohnhäusern, Exerzierplätzen, einem für damalige Zeiten hochmodernen Schwimmbad und einem eigenen Flugplatz gebaut. 

Der Exerzierplatz auf der Halbinsel Wustrow um ca. 1940 © Andreas Herrmann 

Das Lazarett auf der Halbinsel Wustrow um ca. 1939 © Andreas Herrmann

(Quelle: NDR)

Nach dem Krieg wurde das Gelände von der Roten Armee genutzt. Aber alles, was auf der Halbinsel geschah, das stand unter größter Geheimhaltung. Noch immer ist nicht ganz klar, welche Kompanien dort stationiert waren.

Heute stehen die Gebäude leer und das Betreten der Halbinsel Wustrow ist außer im Rahmen von Führungen verboten. Pläne Wustrow wieder zu beleben und u.a. auf der Halbinsel eine Marina und ein Luxushotel zu bauen scheiterten am Widerstand der Anwohner. Die Natur freut es.

All dies und so einiges mehr erfuhren wir auf einer Barkassenfahrt, die wir auf dem Salzhaff unternahmen. Die war schön und echt entspannend. Nur zwei kleine Sachen haben mir minimal die Stimmung getrübt: Die Schwärme an Mücken, die uns auf dem Wasser auflauerten und permanent meinten entweder direkten Angriff auf unbedeckte Körperstellen fliegen zu müssen oder es lustig fanden in die Nase oder Ohren zu krabbeln. Und zu guter Letzt der Anflug von Seekrankheit inklusive Schwindel, obwohl das Salzhaff so gut wie keinen Seegang hatte. Ich schiebe es mal auf die starken Vibrationen des Schiffsmotors. Seit Corona ist mein Gleichgewichtssinn etwas überempfindlich.

Zurück an Land hieß es bald schon Mittagspause anpeilen. Dazu ging es für uns nach Kühlungsborn. Ein bisschen bummeln, ein Gang auf die Seebrücke, ein Abstecher an den Strand und natürlich was leckeres zu Essen (bei mir erst ein Backfischbrötchen und dann ein Eisbecher). So sah es bestimmt bei vielen unserer Reisegruppe aus. Ich bin da keine Ausnahme. 








Frisch gestärkt hieß es dann Treffpunkt Bahnhof. Und hier wartete dann der nächste historisch kuriose Programmpunkt auf uns. Denn es ging nicht mit unserem rollenden Wohnzimmer weiter, sondern wir sind auf den Molli umgestiegen. 

Molli ist die älteste Bäderbahn an der ganzen Ostseeküste. Die Dampfloks pendeln zwischen Kühlungsborn und Bad Doberan. Auf der Strecke halten sie außerdem in Heiligendamm, der weißen Stadt am Meer, die durch den G9 Gipfel im Jahr 2007 und dem dabei aufgestellten riesigen Strandkorb berühmt wurde.

Es war herrlich entspannend so schön nostalgisch durch die Gegend zu zuckeln. Ich habe den größten Teil der Fahrt auf der kleinen Ein- und Ausstiegsplattform zwischen zwei Waggons verbracht und einfach die Fahrt durch die Landschaft genossen.


Spannend wurde es dann nochmal in Bad Doberan. Hier
fährt Molli quasi als Straßenbahn mitten durch die Stadt. Die nach der Bahn benannte Molli-Straße ist so schmal, dass man gefühlt die Häuserwände links und rechts der Straße hätte berühren können. Wie hieß es früher doch so schön: „Herauslehnen und Blumen pflücken während der Fahrt verboten…“

 


Am Bahnhof in Bad Doberan erwartete uns dann wieder unser rollendes Wohnzimmer, das wir aber nur für eine kurze Strecke bestiegen, bevor unser letzter Programmpunkt des Tages auf uns wartete.

Ein letzter Spaziergang führte uns zum Gespensterwald nach Nienhagen. Und der Abstecher hat sich echt gelohnt. Hier findet man eine ganze Reihe an knorrigen und verformten Bäumen direkt an der Steilküste. Die Bäume sind durch den stetigen Wind krumm und schief verformt. Man nennt sie deswegen auch Windflüchter. Kann mir gut vorstellen, dass diese Bäume an nebeligen Tagen den Leuten früher echt Angst gemacht haben. Daher auch der Name Gespensterwald.

Bei uns war nicht eine Spur von Nebel vorhanden. Dafür das ganz warme, sanfte Licht der untergehenden Sonne. Es war einfach wunderschön. Mit einem Picknick hätte ich noch Stunden dort sitzen können. 



Aber Rostock und das letzte Abendessen der Fahrt wartete auf uns. Somit ging es müde und komplett erschlagen zurück ins Hotel. Eigentlich wäre es jetzt auch Zeit zum Koffer packen gewesen. Aber das muss bis morgen warten. Ich krieg nichts mehr auf die Reihe. Gute Nacht.

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