Dienstag, 4. August 2020

Grossarl 2020 - Die Lichtensteinklamm

Von wilden Wassern und schroffen Felsen


Was macht man, wenn man im Urlaub morgens aufwacht, die Vorhänge beiseite schiebt, auf den Balkon tritt und feststellt, dass es in Strömen regnet und alles grau, wolkenverhangen und schmuddelig ist?

Die naheliegendste Antwort wäre jetzt schlechte Laune bekommen, fluchen, sich wieder ins Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen und hoffen, dass dieses blöde Wetter möglichst schnell vorbei geht.

Wir dagegen haben uns gefreut als uns gestern zum Start in den Tag genau so ein Wetter begrüßt hat. Spinnen die jetzt total? Nein! Denn unser Ziel des Tages war die Liechtensteinklamm bei St.Johann im Pongau nur ca. 16 km von Grossarl entfernt.

Viel Regen bedeutet viel Wasser und ein Besuch einer Klamm ist dann besonders beeindruckend, wenn besonders viel Wasser sich den Weg durch die Felsen bahnt. So unsere Erwartungen und der Tipp der Seniorchefin unseres Hotels. Und sie hatte recht!😁

Zu Anfang mal ein paar Daten: Die Liechtensteinklamm befindet sich am Eingang des Grossarltal bei St. Johann im Pongau und ist mit 4000 m Länge eine der längsten Klammen in ganz Österreich. 1500 m sind davon begehbar. Die Klamm ist bis zu 300 m tief und die Felsen stehen dabei zum Teil so eng zusammen, dass der Himmel nur als schmales Band zu erkennen ist. Durch eine großzügige Geldspende des Herzogs Liechtenstein (daher der Name Liechtensteinklamm) wurde es möglich die Klamm für Besucher zugänglich zu machen. Die Arbeiten begangen 1875 und 1876 konnte die Klamm schließlich eröffnet werden. Über Brücken Stege und Tunnel konnten ab sofort Besucher die Klamm besuchen. Heute ist die Klamm das beliebteste Ausflugsziel im Pongau.

Die ursprüngliche Wegeführung blieb bis 2017 erhalten. Dann kam es zu einem schweren Felssturz, der große Schäden verursachte. Man entschloss sich einen Teil der Stege und Wege neu zu verlegen. Die Arbeiten dauerten bis Anfang diesen Jahres. Seit Juni ist die Klamm wieder geöffnet.

Die Klamm stand schon länger auf unserer Liste mit Ideen für Ausflüge in unserem Grossarl-Urlaub. Nur leider war sie, wie oben erwähnt bis dieses Jahr geschlossen. Umso größer unsere Vorfreude. Einziger Wermutstropfen, wie so oft dieses Jahr: Die Corona-Pandemie und die damit verbundene Scheu vor großen Menschenmassen. Und natürlich die Maskenpflicht, die besonders für uns Brillenträger eine echte Tortur ist. Aber dazu später mehr.

Wie umgeht man am besten große Menschenmassen? Man ist vor allen anderen da und mit der Besichtigung fertig, wenn der Massenansturm beginnt. So unser Plan. Die Klamm öffnet um 9:00 Uhr, wir fuhren um 9:05 auf den Parkplatz direkt am Eingang zur Klamm. Hier herrschte noch (!) gähnende Leere. So weit so gut. Zwiebellook an und los gehts. Entspannt zur Kasse. Die Kassiererin zeigte Mitleid mit uns Brillenträgern und erlaubte uns zunächst (weil noch so gut wie keine Besucher da waren) die Klamm ohne Masken zu besuchen. Wenn es voller wird  herrsche allerdings Maskenpflicht. Ok guter Kompromiss. Nichts wie rein.

Die Grossarler Ache (der Bach, der durch die Klamm fließt) empfing uns mit ordentlich Getöse und während der ganzen Zeit in der Klamm war es meist so laut, dass eine Unterhaltung wenig Sinn machte. Das Wasser schoss mit großer Wucht durch die Klamm und zog uns mit seiner Wildheit sofort in den Bann. Gut konnte man beobachten, wie sich das Wasser über Jahrmillionen in die Felsen gefressen hatte. Wie erwartet war durch den Regen der letzten Tage ordentlich Wasser in der Klamm und der Anblick der tosenden Wassermassen entsprechend beeindruckend.

Die Wegeführung durch die Tunnel und über Brücken und Stege fast immer nah am Wasser entlang eröffnete immer neu Eindrücke und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Besonders das neue Highlight der Wegeführung, die Helix (eine riesige Wendeltreppe in die Tiefe) ist echt super. Immer wieder neue Fotomotive laden zum Knipsen ein.  Allerdings ist der Weg auch ein wenig anstrengend. Und schon nach den ersten Treppen stellten wir fest, dass wir uns ein bisschen zu warm angezogen hatten. 😅 Ein Hoch auf den Zwiebellook. Zwischenschicht ablegen und weiter geht's.

Das tosende Wasser in der Tiefe und der Regen von oben sorgen zusammen mit dem Zwilicht in der Klamm für eine tolle Atmosphäre. Allerdings sind wir am Ende der Klamm zugleich pitschnass durch das Wetter und den Sprühnebel und nassgeschwitzt durch den doch ein wenig anstrengenden Weg. Aber das ist uns egal. Hatten wir sowieso mit gerechnet. 😂

Das große Finale kommt am Ende der Klamm. Ein Wasserfall stürzt tosend ins Tal. Ein toller Anblick. Einfach genießen und staunen, wozu die wilde Natur alles fähig ist.

Nun wird es allerdings immer voller und wir müssen wohl oder übel die Masken aufsetzen. Auf geht's auf den Rückweg. Der ist allerdings noch tückischer als der Hinweg.

Schon da mussten wir teilweise ziemlich langsam gehen, da der Fels und die Stege durch die Feuchtigkeit extrem rutschig waren. Jetzt kommt noch dazu, dass wir kaum was sehen, da unsere Brillen durch unseren warmen Atem, der durch die Masken nach oben abgeleitet wird, immer wieder beschlagen. So waren wir manchmal gefühlt blind und tasteten uns mehr vorwärts als das wir gingen. Keine schöne Erfahrung. Das könnt ihr mir glauben. Vielen kleine Pausen waren da vorprogrammiert. Dazu ständig die leichte Angst umzuknicken und sich den Fuß zu verstauchen oder schlimmeres. 😟

Entsprechend froh waren wir als wir schließlich wieder draußen waren und die Masken abnehmen konnten. Zurück an den Autos war unser Parkplatz mittlerweile brechend voll und wir glücklich über unsere "Der frühe Vogel"-Mentalität.

Pitschnass bis auf die Haut ging es zurück ins Hotel. (Die Autos standen jetzt sogar schon auf weiteren Parkplätzen etwas weiter von der Klamm weg) Die Klamm war wunderschön, aber die Erfahrung von Blindflug auf rutschigem Gestein hätte nicht sein müssen.

Wir können die Klamm mit ruhigem Gewissen für einen Familienausflug empfehlen. Aber hier ein paar kleine Tipps:

1. Kommt lieber so früh wie möglich, sonst ist es in der engen Klamm zu voll und Massentourismus ist gerade jetzt (und sonst auch) alles andere als schön.
2. Tragt rutschfeste Schuhe. In der Klamm ist es überall nass und rutschig.
3. Kommt auch ruhig bei Regen. Nass werdet ihr sowieso. Besonders, wenn es länger oder stärker geregnet hat und viel Wasser durch die Klamm fließt, ist es dort besonders eindrucksvoll.

Hier nun ein paar Fotos von unserem Ausflug. Viel Spaß und bis zum nächsten Mal!😊









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